Donnerstag, 13. September 2012

Leopoldina - Gespräch: Bioenergie - Möglichkeiten und Grenzen

In Berlin fand gestern (12.09.12) eine Diskussion im Nachgang zu der Leopoldina-Studie zur Bioenergie statt. (Programm der Veranstaltung).


Die Studie hatte in den letzten Wochen und Monaten für erhebliche, teilweise recht kontroverse Auseinandersetzungen über die Bioenergiepolitik in Deutschland und der EU geführt. Besondere Brisanz gewann die Veranstaltung durch die Mitteilung vom Dienstag, wonach die EU die Beimischungspolitik für Biokraftstoffe auf der Basis einiger aktueller Studien ändern wird.

Nun ist das Für und Wider der Studie in den letzten Wochen ja schon ausführlich besprochen worden (siehe unten, Dokumentation) und daher war ich gespannt, ob hier nun neue - und vielleicht auch gute - Argumente in der einen wie in der anderen Richtung genannt werden, zumal die Studie ja durch die Fachferne der Autoren recht ungewöhnliche Perspektiven in die Diskussion gebracht hatte.

Um es kurz zu machen. Dies war nicht der Fall und meine nachmittägliche kleine Tour nach Berlin hat im wesentlichen nur meine persönliche Klimabilanz verschlechtert. Es gab weder auf dem Podium noch aus dem Auditorium neue und damit überraschende Sachverhalte oder Argumentationslinien. Die Protagonisten (und Lobbyisten im Publikum) der Bioenergie, die noch vor wenigen Jahren eine komplette Energieversorgung aus Bioenergie prognostiziert hatten - ich selbst bin noch vor wenigen Jahren ob meiner eher vorsichtigen Einschätzung von Vertretern der Umweltseite (!) regelrecht zusammen gebrüllt und als Unterstützer der Atomkraft beschimpft worden -, sind inzwischen ausgesprochen kleinlaut und es wird nur noch von einem bescheiden Beitrag der Bioenergie gesprochen.

Dies hat der Diskussion sicherlich die Schärfe genommen. Jedenfalls hatte ich den Eindruck: Hier herrscht schon Abbruchstimmung in der Branche. Selbst Harrdcore-Lobbyisten aus dem Publikum - man ist immer über die Anzahl und Ausrichtung von Verbänden erstaunt - waren ausgesprochen zurückhaltend und betonten immer wieder den ohnehin nur kleinen zu erwartenden Beitrag der Bioenergie zur Gesamtversorgung der Bundesrepublik. Das hat man schon ganz anders gehört.

Bedauerlich fand ich allerdings auch, daß anscheinend niemand sich die Mühe gemacht hatte einmal genauer in die Studie zu schauen. Das wäre interessant gewesen. So wurden die offensichtlichen Fehler und Falschinterpretationen - einige Literaturstellen scheinen mir nicht verstanden, einige Rechnungen sind schwer nachvollziehbar usw. usw - gar nicht erwähnt.

Fazit: Kraftlos und oberflächlich.

Insgesamt ein Abend der verpassten Gelegenheiten.


Dokumentation:
Leopoldina-Studie
Stellungnahme des DBV
Stellungnahme des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ)