Sonntag, 31. August 2014

ESA Debrecen - Jahrestagung der europäischen Pflanzenbaugesellschaft



In diesem Jahr fand die zweijährliche Tagung der europäischen Pflanzenbaugesellschaft ESA (European Society for Agronomy) im ungarischen Debrecen statt. Neben einigen fachlichen Bemerkungen möchte ich daher Eindrücke, Trends und Impressionen dokumentieren, denn mit dem Bericht von der Tagung vor zwei Jahren in Helsinki ist dieser Blog gestartet. Dazu später mehr. 


Europa auf dem (Graurind) Stier - Statue vor der landwirtschaftlichen Fakultät in Debrecen


Aus mehreren Dutzend Vorträgen und noch deutlich mehr Postern, lassen sich nur subjektiv einige Schwerpunkte destillieren. Das gesamte Tagungsprogramm mit den Titeln aller Beiträge ist online verfügbar.

Aus meiner Sicht waren zwei Themenbereiche recht umfangreich vertreten und deuten auf einen gewissen Trend in der europäischen pflanzenbaulichen Forschung. Dies waren zum einen Beiträge über Leguminosen. Sicherlich ein Ergebnis der Diskussion um das Greening und dessen Ausgestaltung. Schon vor zwei Jahren in Helsinki gab es hier einige Poster und Vorträge, aber in Debrecen waren doch auffällig viele Beiträge zu den unterschiedlichsten Aspekten des Leguminosenanbaus präsent. Interessanterweise kaum zu Soja sondern eher zu den klassischen, heimischen Arten. Für die nächste Tagung im schottischen Edinburgh wird dies auch wieder ein Schwerpunkt sein, denn 2016 ist das internationale Jahr der Leguminosen. In der Zwischenzeit bleibt natürlich die spannende Frage, ob hier der Anbau in Europa auch deutlich ausgeweitet wird, oder das politische Strohfeuer dann schon wieder überstanden ist. 

Der andere Themenbereich, der sehr innovativ und auch mit mehreren Beiträgen vertreten war, zeigte Ergebnisse und Analysen aus Gemischtbetrieben. Noch intensiver als bislang werden weltweit nicht nur die Stoffflüsse zwischen Tier- und Pflanzenproduktion, sondern auch andere Effekte wie Schadverdichtung durch Weidehaltung und deren Effekte auf die Flüsse untersucht. Sehr spannende Ergebnisse aus ganz unterschiedlichen Umwelten von Europa, über die USA bis nach Australien. Insgesamt bieten solche Systeme viele Vorteile, lassen sich aber nur vergleichsweise schwierig und kostspielig untersuchen. Gemein ist aber in den meisten Fällen eine außerordentlich hohe Produktivität, weil die Wachstumsfaktoren - direkt oder indirekt - über einen langen Zeitraum genutzt werden. Auch die Biodiversität ist im Vergleich zu reinen Ackerbaubetrieben erhöht. 

Soviel zu den Inhalten, Details bitte aus dem Programm entnehmen. 

Die Stadt Debrecen liegt ca. 250 km südöstlich von Budapest und da wir die Strecke von Wien, über Budapest mit dem Wagen zurückgelegt haben, gab es dann auch noch viele Eindrücke von der Landschaft und Landwirtschaft. Außerdem haben wir einen Exkursionstag genutzt und eine kleine Schleife durch die Umgebung gedreht - auch dies immer lohnenswert und informativ. Leider hat es in Rumänien ziemlich geregnet und wir konnten daher nicht so richtig viel entdecken. 

Besonders beeindruckend war aber zurück in Ungarn der Besuch des Hortobagy National Park. Auf knapp 75000 ha ist hier ein Teil der größten Graslandsteppe Europas und deren traditionelle Nutzung erhalten. Karge Böden erlaubten hier nie einen intensiven Ackerbau und so stand die Haltung von Nutztieren im Vordergrund. 




Einige traditionelle Tierarten werde dort auch heute noch gehalten und tragen so zum pittoresken Bild der Landschaft und Landnutzung bei. Sicherlich hat dies auch einen touristischen Charakter, aber diese Landschaft ist nur im Zusammenhang mit der Tierhaltung zu verstehen. Auch diese Darstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die berühmten Zackelschafe, wurden uns leider nur in einem dunklen Stall präsentiert und waren daher wenig fotogen.


Graurinder in Anspannung


Graurinder


Mangalitza


Diese Bilder sind nicht  typisch für die moderne Landwirtschaft in Ungarn, die in den Ackerbauregionen durch Mais und Sonnenblumen gekennzeichnet ist, aber für lange Zeit war es eine wichtige Produktionsrichtung mit großer Bedeutung auch für den Export. So wurden die Graurinder u.a. bis nach Nürnberg getrieben und dort vermarktet.



Abschließend noch etwas Statistik:


Als ich vor nunmehr zwei Jähren mit dem Blog anfingt, dachte ich eigentlich, dass es in erster Linie Tagungsberichte sein sollten. Dies habe ich etwas geändert und auch unter der Überschrift "Zwischenruf" den ein oder anderen Kommentar verfasst. Schaue ich mir jetzt die Statistik der gelesenen Beiträge an, sind dies sogar die deutlich häufigsten Aufrufe. Ich habe hier den Eindruck, dass besonders die Frage "Bild der Landwirtschaft" spezielles Interesse findet.



Insgesamt waren es in den nunmehr zwei Jahren knapp 10.000 Klicks, mit starken Schwankungen je nach Thema und Häufigkeit der Beiträge.



In den Zeiten von Millionen Klicks auf Katzenvideos oder "The big fail" ist dies wohl eher bescheiden, aber wichtiger ist die Qualität und nicht die Quantität der Zugriffe - rede ich mir einmal ein.

OC