Sonntag, 25. November 2012

Zwischenruf - Das Bild der Landwirtschaft

Das Thema ist immer aktuell in einer urbanen Gesellschaft. Wie stellt sich Landwirtschaft in der Öffentlichkeit dar? Welches Selbstverständnis steht dahinter? Wie viel Realität darf es sein, muss es sein? Zu berücksichtigen ist natürlich auch, dass Landwirtschaft - mit allen Aspekten - ohnehin in den Medien und der Werbung mit einem bestimmten Image transportiert wird. "Bauern sucht Frau",  Beiträge in Nachrichtenmagazinen, Kinderbüchern und auch das Phänomen "Landlust" will ich einmal an dieser Stelle ausklammern, sind aber natürlich auch wichtig. Aber dies ist ein Blog und keine Habilitation.

Aufs falsche Pferd, oder doch eher aufs falsche Tier?


Versuchen wir einmal eine Bestandsaufnahme. Irgendwo zwischen Unterhaltung, Information und Lobbyismus muss jeder einzelne Betrieb, muss aber auch die Branche ihren Weg finden. Auch ich habe keine Lösung, aber vielleicht hilft es, auf einige Ansätze zu schauen, um einmal die Möglichkeiten zu sortieren und auch die skurrilsten Fehltritte als warnende Beispiele zu zeigen.

Interessant mit Information und Lebensgefühl sind die Beiträge der "University of California (Davis). Die Historie wird dargelegt und es geht um Menschen in ihrem Umfeld. Man mag zu der Intensität der Landwirtschaft in der Gegend um Davis stehen wie man will, das Bild ist zumindest realistisch.

Stark verkürzt, dafür aber mit recht klarer Intention sind Videos aus Australien zur Entwicklung der Landwirtschaft. Hier ist aber zu bedenken, dass Landwirtschaft in Australien einen anderen Stellenwert hat.
Werbung für eine Gemüsekiste in Hamburg. Wo liegt wohl der abgebildete Hof?

Dass auch seitens der Industrie ein stark produktionsorientiertes Bild vertreten wird, ist verständlich. Hier zwei Beiträge von den Firmen BASF und Monsanto. Kürzlich hat die BASF dann noch einen weiteren Ansatz gewählt und stellt das Berufsbild der Landwirtschaft in den Vordergrund. Nicht ganz klar bleibt der Bezug zum Unternehmen. Ganz ehrlich, hier wirft die BASF das Bild der Landwirtschaft natürlich auch deutlich in die Zeit von Thaer zurück.

Große Öffentlichkeit haben auch diese singenden amerikanischen Junglandwirte gefunden. Die Information tritt dann in den Hintergrund und es überwiegt das Lebensgefühl. Sehr amerikanisch.

Sehr emotional mit intensiven Bildern und einer typischen Musik präsentiert sich die Landwirtschaft in Irland

Wie es aussieht wenn dann die Werbung einen solchen Weg geht, kann man in diesem Beitrag für eine englische Biomilch bewundern. Das ist dann reine Emotion. Wer keine Boy-Groups mag: von dieser Marke gibt es auch entsprechende Rap-Werbung. Hier macht das Unternehmen den Versuch auch noch Informationen zu vermitteln

Gesammelte Videos im Rahmen eines Wettbewerbs sind bei "Clip my Farm" dokumentiert. Dass hier nicht jeder Versuch erfolgreich ist, zeigt dieses Video: Das Hofhuhn als Rap. Aber auch den USA fragt man sich manchmal wie weit das Schamgefühl noch strapaziert werden kann.

Und dann noch die Kalender. Seit einigen Jahren für fast alle Einrichtungen verfügbar. Soll dies das Bild der modernen Landwirtschaft sein? Dass Fremdschämen wirklich grenzenlos sein kann, zeigt die Facebookseite "Sexy Landwirtschaft".


Wo ist nun der richtige Weg? Ich bin unsicher. Zwischen den oben aufgeführten Beispielen mäandrieren die Versuche der Öffentlichkeitsarbeit und der Branchenkommunikation. Ich habe einmal wenig kommentiert und bin für Hinweise auf besonders gute (oder besonders skurrile) Beispiele dankbar. To be continued...

O. Christen

PS Was bleibt:

solange es keine Milch von glücklichen Hühnern gibt

PPS Ich habe im Juli 2014 einige Passagen aktualisiert