Das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) hat sich zum Ziel gesetzt den Dialog
zwischen Nord und Süd mit dem speziellen Fokus Landwirtschaft, Landnutzung und Ernährung zu
intensivieren. Nun fehlt es bislang wahrlich nicht an entsprechenden Gesprächen
und Institutionen, aber die Tatsache, dass diese Veranstaltung in jedem Jahr in
Berlin stattfindet ist sicherlich ein starkes Signal. Die DLG ist hier Mitveranstalter. Dabei möchte ich nicht
verhehlen, dass es ganz persönlich schon eine gute Sache ist. Nur so besteht
die Möglichkeit an solchen Gesprächen einmal hautnah teilzunehmen und mit den
entsprechenden Experten aus Politik, Wirtschaft und NGOs direkt zu sprechen.
Mehr als 80 Agrarminister war in Berlin, die Politik und internationale
Organisationen (FAO, OECD) waren hochrangig vertreten und auf dem Podium hatten
auch NGOs ihre Stimme.
Der Preisanstieg bei Agrarprodukten |
Das Programm war umfangreich – und auch nur teilweise
öffentlich - und daher möchte ich nur einige Eindrücke von den beiden
Schlusspodien darstellen. Auch dies meist ohne direkten Bezug zu den einzelnen
Podiumsteilnehmerinnen und –teilnehmern. Sonst wird es zu kleinteilig.
Inhaltlich stand in diesem Jahr die Frage der Investitionen
im Vordergrund. Tatsache ist, wenn in den nächsten Jahrzehnten die Ernährung
der Welt mit ausreichend und qualitativ hochwertiger Nahrung gewährleistet
werden soll, muss in die globale Landwirtschaft massiv investiert werden.
Grundsätzlich sind Investitionen in Landwirtschaft hochrentabel. In einer
Darstellung zeigte Matin Qaim von der Universität Göttingen hier die Zahlen. Es
gibt kaum eine bessere Investition als die Förderung von Ausbildung, wenn es um
die Beseitigung von Armut und Hunger geht. Wichtig ist aber auch die Bauern -
hier passt sprachlich der Begriff besser als Landwirtinnen und Landwirte, obwohl gerade
Frauen hier im Fokus stehen -, in regionale Wertschöpfungsketten einzubinden.
Dies kann beispielsweise über Kooperation erfolgen. Voraussetzung aber die
ausreichende Infrastruktur und die Einhaltung von Qualitätsstandards. Beides
Punkte, die häufig einer weiteren Entwicklung im Wege stehen. Dass eine weitere
zentrale Voraussetzung politische und auch rechtliche Stabilität darstellen,
ist unbestritten. Auf dem Podium wurden aber auch einige Beispiele für Projekte
genannt, die gerade in extrem instabilen Länder die Versorgung deutlich
verbessern konnten und damit den Teufelskreis aus Hunger und Armut, zumindest
regionale, durchbrochen haben.
Doch woher soll das Geld nun kommen? Wer soll investieren
und in welche Bereiche? Klar ist hierbei, dass die Investitionen aus dem
staatlichen Bereich bei weitem nicht ausreichen und daher war ein eindeutiges Votum
für verstärkte Investition aus dem privaten Sektor in die Landwirtschaft global
aber insbesondere auch in die Landwirtschaft der sogenannte Dritten Welt. Es
bleibt jedoch Frage, wie hier das Gleichgewicht zwischen kurz- und
mittelfristigen Privatinteressen – was aus meiner Sicht legitim ist – und langfristigen
Investitionen gewährleistet werden kann. Typisch für solche
Langfristperspektive, die von privaten Investoren eher weniger im Fokus steht,
wären beispielsweise Mittel für den Erhalt und die Verbesserung der
Bodenfruchtbarkeit. Häufig ja eine Frage des Know-How und damit der Ausbildung.
In einer kurzen Botschaft wies dann am Ende der
Veranstaltung der Generaldirektor der FAO da Silva darauf hin, dass neben den Investitionen
der öffentlichen Hand und aus Richtung von Unternehmern die Landwirte selbst weltweit die größten Investoren sind. Als Grundlage muss dann aber die Rechtssicherheit
und eine Perspektive für einen Erfolg gewährleistet sein. Hier spielen dann Mikrokredite ein wesentliche Rolle.
Abschließend berichteten da Silva und ein Vertreter der OECD noch
von den Bemühungen das „Land Grabbing“ zu reglementieren, weil sich inzwischen
recht eindeutig belegen lässt, dass durch die massiven Investitionen von
Industriestaaten in den Landkauf häufig extreme Nachteile für die lokale
Bevölkerung entstehen. Übrigens ein Sachverhalt, der vor wenigen Jahren
durchaus noch anders diskutiert wurde. Ich erinnere noch Vertreter der
Welthungerhilfe, die auf die positiven Aspekte von „Land Grabbing“ verwiesen,
weil oft auch die Infrastruktur verbessert würde, was dann auch den Menschen
vor Ort zu Gute kommt. Hier sollen nun internationale Abkommen einen belastbaren Rechtsrahmen liefern, wobei insbesondere die Situation der Landbesitzer in
Afrika und Südamerika – hier findet das überwiegende Land Grabbing statt - im
Vordergrund stehen soll.
Schwierig ist hier allerdings, dass gerade in diesen Ländern
die Besitzverhältnisse oft kaum geklärt sind. Teilweise ist das gesamte Land
offiziell im Staatsbesitz, teilweise sind Besitzverhältnisse seit der
Kolonialzeit bestenfalls als dubios zu bezeichnen. Ergo, das bleibt ein Problem, das uns noch beschäftigen wird.
Nahrungsverluste werden thematisiert |
Abschließend noch ein Wort zum Büfett im Nachgang
zu den Podiumsdiskussionen. Vor der Veranstaltung hatte ich im kleinen Kreis
schon geäußert, dass es irgendwie schon etwas skurril ist, wenn sich mehrere
Hundert Menschen intensiv mit den Fragen der Welternährung befassen, um dann
anschließend über ein üppiges, mehrgängiges Menü „herzufallen“ (Ich erinnere
eine Fernsehdiskussion vor einigen Wochen in der Sarah Wiener – die dort als
Landwirtschaftsexpertin eingeladen war, ich mache auch keine Kochsendungen –
auf die Frage, was passiert eigentlich mit den Resten solcher Veranstaltungen
in Berlin die ein Catering durch ihre Firma bekommen, recht kleinlaut antworten
musste: Das landet in der Tonne). Also was wurde hier getan? In eine Initiative
der Lebensmittelindustrie wurden gerade für solche Situation
Handlungsmöglichkeiten entworfen und ein Beispiel ist dabei, dass es nur noch
begrenzte Anzahlen von Produkten gibt. Das vermindert schon bei der
Vorbereitung die Reste ganz massiv, ohne Einschränkungen bei der Qualität.
Außerdem wurden alle Gerichte in sehr kleinen Mengen direkt vor der Ausgabe
zubereitet. Auch damit lassen sich in einem solchen Rahmen die Reste nach
Angaben des Caterers massiv vermindern. Sicher allein kein Königsweg zur
Rettung der Welt, aber ein interessantes Konzept.
OC